ADHS

Katrin Helmke-Ruß Verhaltenstherapie Hannover

Das hyperkinetische Syndrom (HKS), heute auch als AD(H)S (attention deficit/hyperactivity disorder) benannt, wurde bereits im 19. Jahrhundert von vielen Ärzten beschrieben und stellt eine der häufigsten Probleme im Kindes- und Jugendalter dar. Der Frankfurter Nervenarzt Dr. Heinrich Hoffmann hat in seinem Kinderbuch Der Struwelpeter die Hauptsymptome prägnant beschrieben.Kinder mit ADHS leiden an einer Störung der Aufmerksamkeit, an ihrer Impulsivität und oft auch an motorischer Unruhe. Kindern mit ADHS fehlt oft die Ausdauer beim Spielen und Arbeiten. Sie wirken zerstreut und vergeßlich und sind oft mit mehreren Dingen gleichzeitig beschäftigt. Sie wechseln oft und schnell von einer Aktivität zur Anderen, sind unruhig, zappelig und immer in Bewegung.

ADS oder ADHS?

Allerdings gibt es auch Kinder und Jugendliche, die ebenfalls eine deutlich ausgeprägte Störung der Aufmerksamkeit aufweisen, dagegen aber eher zu ruhig wirken. Kinder die verträumt wirken, die oft Wesentliches nicht mitbekommen, weil sie mit ihren Gedanken woanders waren. Auch dann spricht man von ADS, allerdings ohne Hyperaktivität.

Neuere Untersuchungen gehen davon aus, dass etwa 5% aller Kinder und Jugendlichen betroffen sind, Jungen dabei deutlich häufiger als Mädchen. Aufgrund der Probleme, die diese Kinder mit sich und oft auch mit anderen haben, kommt es oft noch zu zusätzlichen Problemen wie Ängsten, Depressionen und Störungen im Sozialverhalten. Um einer solchen sekundären Neurotisierung möglichst vorzubeugen, brauchen betroffene Kinder und Jugendliche und ihre Familien dringend Hilfe.

Oft wird das problematische Verhalten der Kinder noch einseitig als Erziehungsversagen der Eltern verstanden. Dem heutigen Wissensstand nach ist ADHS aber primär als biologisch verursachte Störung anzusehen, auch wenn man die Ursachen noch nicht umfassend erklären kann. Natürlich beeinflussen dann aber familiäre und Umweltfaktoren den Verlauf und auch die etwaige Ausprägung von Folgeerscheinungen.

Individuelles Behandlungskonzept bei AD(H)S

Das Behandlungskonzept muss daher vielschichtig und auf das Kind, die Familie und das Umfeld individuell abgestimmt sein. Zu den wichtigsten Hilfen gehören:

  • Verhaltenstherapie
  • evtl. medikamentöse Therapie
  • Eltern- und Lehrerberatung (Aufklärung über Formen und Ursachen von ADHS, Entlastung und Hilfestellungen statt Schuldzuweisungen, …)

In der Verhaltenstherapie geht es zunächst darum, mit den Kindern und der Familie ein positives und ressourcenorientiertes Selbstkonzept aufzubauen. Sie sollen sich nicht als Sündenböcke und Störenfriede verstehen, sondern erkennen, dass im Verhaltensüberschuß auch positive Möglichkeiten verborgen sind, nämlich oft Spontaneität, Kreativität und Ideenreichtum. Die Kinder werden in altersgerechter Weise über das Störungsbild aufgeklärt. Gleichzeitig wird mit den Kindern und den Eltern an Bewältigungsstrategien gearbeitet. Dazu gehören:

  • Training der Aufmerksamkeitsleistung
  • Selbstkontrolltraining
  • Schaffung guter Arbeitsbedingungen (Übersichtlichkeit und Struktur)
  • Training sozialer Kompetenzen und Fertigkeiten
  • Beratung der Eltern im Umgang mit dem Kind

und viele andere Ansätze.