Angst gehört zum Leben eines jeden Menschen mit dazu. Der Wunsch, angstfrei zu leben, ist letztlich unrealistisch. Vielmehr kommt es darauf an, dass Kinder, Jugendliche und Erwachsene im Laufe ihres Lebens lernen, mit Ängsten umzugehen und sie zu bewältigen. Von Angststörungen ist dann zu sprechen, wenn der Grad und die Dauer der Angstreaktion in einem starken Mißverhältnis zu den auslösenden Ursachen steht und eine Lebensführung, wie sie gewünscht ist, nicht mehr möglich ist.
Angst zu haben wird in unserem Kulturkreis oft mit Schwäche und Feigheit gleichgesetzt. Auch Erwachsene geben ungern zu, ängstlich zu sein. Kinder die Angst haben, werden von anderen oft gehänselt und abgewertet. Dabei ist eher das Fehlen jeglicher Angst eine Gefahr für uns. Denn Angst warnt uns vor Gefahren, sie hat Signalfunktion. Es kommt darauf an, diese richtig einzuordnen und Situationen bewältigen zu lernen. Also, nicht das Vorhandensein von Angst, nur die Stärke und das Fehlen von Bewältigungsmechanismen kann zu Störungen führen. Situationen die Ängste auslösen gibt es viele.
Entstehung von Angststörungen im Kindesalter
Als früheste Manifestation wird die sogenannte “Achtmonatsangst” (fremdeln) beschrieben. Im frühen Kleinkindalter können behandlungsbedürftige Trennungsängste, Angst vor fremden Personen oder unbekannten Situationen auftreten. Im Vorschulalter treten vornehmlich diffuse Ängste vor Dunkelheit, Gespenstern, und Naturerscheinungen auf. Das Schulalter und die Pubertät sind eher geprägt von Ängsten, die mit sozialen Anforderungen, mit Bewertungen und Leistung einhergehen, häufig in Form von Schulängsten. In diesem Alter treten auch vermehrt manifeste Störungen, wie z.B. Zwangsstörungen, die häufig auf Reifungskrisen zurückgehen, auf.
Die Abgrenzung von normaler Angst und Angst mit Störungscharakter ist wie gesagt schwierig, da ihre Beurteilung von subjektiven Kriterien abhängt. Wenn aber der normale Lebensvollzug eingeschränkt ist und ein Leidensdruck besteht, sollte eine Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeutin oder ein Arzt zur Diagnostik und ggf. zu Behandlung aufgesucht werden.
Hilfen in der Therapie von Angststörungen
Das Behandlungskonzept ist dann nach Form der Ängste und Entwicklungsstand des Kindes sehr unterschiedlich und muss auf das Kind, die Familie und das Umfeld individuell abgestimmt sein. Zu den wichtigsten Hilfen gehören:
- Psychotherapie
- in seltenen Fällen medikamentöse Therapie
- Elternberatung
In der Verhaltenstherapie geht es zunächst darum, realistische Therapieziele zu entwickeln. Viele Kinder sagen spontan, wenn sie nach ihren Wünschen gefragt werden: “Ich will nie mehr Angst haben.”. Hier geht es darum, Ängste als Hinweise verstehen zu lernen. Wie gesagt, nicht das Vorhandensein, sondern Unangemessenheit, Stärke und fehlende Bewältigungsstrategien führen zu Problemen. Analog wird in der Therapie versucht, Verursachungsmechanismen aufzudecken und aufrechterhaltende Bedingungen zu verändern. Des weiteren wird an einem Angstabbau gearbeitet. Dies kann durch eine bei Kindern eher graduelle Annäherung an die angstauslösende Situation (Exposition) erfolgen. Außerdem werden neue Fähigkeiten die der Bewältigung von angstauslösenden Situationen dienen, trainiert (z.B. durch Training sozialer Fertigkeiten).
Bei der Entstehung von Ängsten kommt dem Lernen an Modellen oft eine besondere Bedeutung zu. Das heißt, dass es wichtig ist, die Bezugspersonen des Kindes in die Therapie einzubinden und über eigene Ängste und den Umgang damit zu sprechen.