Autismus

Katrin Helmke-Ruß Verhaltenstherapie HannoverSeit dem vermehrtem öffentlichen Interesse, das sich in Fernsehsendungen, Büchern und Filmen an dem Thema zeigt, haben viele von uns eine Vorstellung von den Besonderheiten autistischer Menschen – wenige aber wissen mehr darüber oder kennen gar jemanden persönlich. Autismus ist eine tiefgreifende Entwicklungsstörung, die schon im frühen Kindesalter erkannt werden kann. Man unterscheidet zwischen frühkindlichem Autismus (nach Leo Kanner) und dem Asperger-Syndrom (nach Hans Asperger), die Gemeinsamkeiten in der Grundsymptomatik aufweisen, deren Verlauf aber verschieden ist.

Beeinträchtigungen in der Entwicklung

Beeinträchtigt sind wesentliche Bereiche der Entwicklung, dazu gehören:

  • Die Kinder suchen keinen Blickkontakt, können sich nur schwer in Andere hinein versetzen und äußern kein spontanes Mitgefühl. Oft sind sie isoliert und haben keine Freunde.
  • Etwa die Hälfte der Kinder mit frühkindlichem Autismus entwickelt keine oder nur eine unverständliche Sprache. Die Kinder imitieren nicht spontan die Handlungen anderer und zeigen kein kreatives Spielverhalten.
  • Die Kinder beschäftigen sich ausgedehnt und wiederkehrend mit den gleichen Handlungen. Das Interesse ist stark eingegrenzt – oft kommen ungewöhnliche Sonderinteressen vor. Die Kinder zeigen motorische Besonderheiten, etwa Drehen oder Flattern der Hände vor den Augen.
  • Die intellektuelle Begabung von Kindern mit autistischen Störungen ist sehr unterschiedlich. Sie reicht von geistiger Behinderung bis zu überdurchschnittlicher Intelligenz. Oft gibt es Spezialbegabungen im Rechnen, in Musik oder im Bereich technischer Fähigkeiten.

Die Ursachen sind bislang nicht abschließend geklärt. Allgemein geht man von einer komplexen Störung des Zentralnervensystems, insbesondere im Bereich der Wahrnehmungsverarbeitung, aus.
Nach internationalen Studien sind 5 von 10 000 Menschen autistisch. Jungen sind drei- bis viermal häufiger betroffen als Mädchen.

Hilfe und Unterstützung bei Autismus

Menschen mit autistischen Entwicklungsstörungen brauchen über einen langen Zeitraum hinweg Hilfe und Unterstützung. Eine ursächliche Behandlung der Störung ist bislang nicht möglich. Die Therapie aber kann die Interaktionsfähigkeit, die Selbstständigkeit und die Anpassung an die Erfordernisse des Alltags deutlich verbessern. Dabei hat sich der Einsatz verhaltenstherapeutisch orientierter Methoden als besonders hilfreich und effektiv erwiesen.

Ein weiterer wichtiger Baustein ist die frühzeitige Unterstützung und Entlastung der Bezugspersonen des Kindes. Insbesondere die Eltern leiden unter der mangelnden Kontaktfähigkeit, machen sich zu unrecht Vorwürfe oder sind aufgrund der vielen Probleme im Alltag am Ende ihrer Kraft. Sie brauchen Beratung und Hilfe.

Auch andere Menschen, die mit dem Kind arbeiten oder in Kontakt kommen, sind oft ratlos. Um das Kind integrieren zu können, brauchen sie professionelle Unterstützung. Darüber hinaus ist es wichtig, dass viele Menschen Kenntnis erlangen von den Besonderheiten autistischer Kinder und Jugendlicher, damit sie ihnen offen und vorurteilsfrei begegnen und dadurch Wege in die Gemeinschaft eröffnet werden.

Verhaltenstherapie kann helfen bei der:

  • Förderung der sozialen und kommunikativen Kompetenzen
  • Erweiterung der Handlungsmöglichkeiten
  • Förderung im Bereich der Wahrnehmungsverarbeitung
  • Weiterentwicklung der kognitiven Funktionen
  • Hilfe bei emotionalen Problemen
  • Unterstützung bei sekundären Verhaltensproblemen